Onlineshop-Systeme – Welches ist das Richtige?
Johannes Wieck leitet bei interface medien den Bereich Software und ist daher für alle Entwickler/innen und Projektmanager/innen verantwortlich. Darüber hinaus kümmert er sich als Key-Account-Manager um unsere Großkunden. Heute beantwortet er uns alle Fragen zum Thema „Wie finde ich den richtigen Onlineshop für mein Business?“
F: Hallo Johannes, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst. Heute wollen wir uns über E-Commerce unterhalten. Immer häufiger entsteht bei Unternehmen irgendwann auch der Wunsch nach einem dezidierten Onlineshop. Wenn man sich dann am Markt umsieht, ist es auf den ersten Blick recht unübersichtlich. Von vermeintlich einfachen Open Source-Entwicklungen und -Lösungen von kommerziellen Anbietern bis hin zur Individuallösung ist die Bandbreite doch enorm. Magst Du uns die unterschiedlichen Ansätze kurz erläutern?
Ich glaube, es ist schwer das kurz zu erläutern. Vielmehr ist es wichtig, sich vor allem am Anfang die richtigen Fragen zu stellen: Ist der Onlineshop mein größtes oder vielleicht sogar einziges Werkzeug beim Verkauf meiner Produkte oder ist es ein zusätzlicher Kanal? Wenn ich ausschließlich über den Onlineshop Produkte verkaufe, dann sind Open Source bzw. Baukastenshops von Anbietern wie Shopware oder Shopify sinnvolle und auch oft schon ausreichende Tools, die genau den Zweck erfüllen, den ein Unternehmen benötigt. Wir beraten jedoch zum Beispiel sehr viele B2B-Unternehmen mit zum Teil sehr klassischen Vertriebsstrukturen und vor allem auch beratungsintensiven Produkten. Das heißt, es gibt viele Vertriebsmitarbeiter, Berater und zum Teil ein erweitertes Netzwerk an Händlern. Gerade im produzierenden Gewerbe, aber auch bei vertriebsstarken Unternehmen sollte ein Onlineshop unserer Ansicht nach so flexibel sein, dass der Shop ein Teil des Unternehmens wird und nicht das Unternehmen jahrelang aufgebaute Strukturen von heute auf morgen umstellen muss, damit der Shop funktioniert. Hier wird es schnell speziell. Und wenn es speziell wird, kommt man um eine Individualentwicklung eigentlich nicht herum!
F: Bei interface medien beschreitet man mit dem hauseigenen ibase häufig diesen sehr individuellen Weg. Was ist die Idee dahinter?
ibase ist unser eigenes Content Management System und ein PHP-basiertes, browserbasiertes Framework. Es ist also ähnlich aufgebaut wie bekannte Lösungen von WordPress, Typo3 oder Drupal. Allerdings ist ibase dehnbarer und findet Wege, wo die bekannten Lösungen nur Kompromisse anbieten, ihre Updatefähigkeit verlieren oder sehr teuer werden. Wir bedienen mit ibase nicht den großen Markt, sondern konzentrieren uns individuell auf jeden unserer Kunden. Und was es noch nicht gibt, wird eben gebaut.
F: Und die Vor- und – Hand aufs Herz – Nachteile gegenüber den oben genannten Herangehensweisen sind welche?
Die Vorteile unserer Software sind ganz klar die Flexiblität und die Möglichkeiten durch individuelle Schnittstellen und Anbindungen, Arbeitsprozesse zu optimieren, Wege kurz zu halten und vor allem die Effizienz zu steigern. Da wir auf Individualsoftware spezialisiert sind und fast immer Maßanfertigungen machen, ist unser System so flexibel, dass es sich einfach erweitern oder umbauen lässt. Dies ist dann auch der größte Vorteil gegenüber anderen Open Source-Lösungen.
Wir definieren am Anfang unserer Zusammenarbeit mit dem Kunden immer eine gemeinsame Landkarte und Ziele, die das Unternehmen digital erreichen möchte. Dabei trennen wir bewusst die Planung und die Entscheidung für eine Software. Denkbar ist es manchmal auch, dass wir am Ende empfehlen, doch eine Lösung auf WordPress, TYPO3 oder Shopware zu nutzen. Diese Systeme bieten wir ja ebenfalls an …
F: Oftmals werden Softwareanbieter mit eigens entwickelten Systemen dafür kritisiert, dass sich der Kunde an ihn bindet und nicht unabhängig agieren kann. Wie geht interface medien damit um?
Das ist eine super Frage, mit der wir komplett offen und transparent umgehen. Natürlich kann man mit einem ibase-System nur bei interface medien bedient werden – denn das ist unser eigenes System, das wir seit nun über zwei Jahrzehnten erfolgreich weiterentwickeln. Um jedoch einmal mit den Vorurteilen aufzuräumen, sollte erwähnt sein, dass man im Bereich der individuellen Software eigentlich immer Bindungen eingeht. Auch wenn die Lösung zum Beispiel auf dem Open Source-System TYPO3 aufgesetzt ist, dann heißt das nicht, dass automatisch jeder TYPO3-Entwickler sofort im Quellcode der Website zurechtkommt. So sollte es zwar eigentlich sein, in der Praxis sieht es meistens allerdings so aus, dass neue Dienstleister das System meistens auch von Grund auf neu aufsetzen möchten. Die Lebensdauer eines heutigen Softwaresystems beträgt in der Regel etwa vier bis fünf Jahre, bevor die Technik so weit fortgeschritten ist, dass sich eine Aktualisierung von selbst aufdrängt. Und die Zeit sollte man einem Projekt auch geben! Danach steht man dann ohnehin bei allen Lösungen wieder vor der Frage: Wie soll es weitergehen? Wie man es dreht und wendet, es macht keinen großen Unterschied …
F: Zurück zum Anfang: Was würdest Du denn dann konkret einem Kunden empfehlen, der erst einmal „nur“ mit dem Wunsch nach einem Onlineshop an Dich herantritt?
Ich würde ihm ein unverbindliches Beratungsgespräch anbieten und ihn fragen, was er sich im ersten Schritt vorstellt. Anschließend wäre es interessant zu wissen, ob es schon Vorstellungen für Schritt zwei und drei gibt. Falls das nicht der Fall ist, ist das überhaupt nicht schlimm. Dann können wir das gerne gemeinsam ausarbeiten oder aber festhalten, dass wir das ganze System für die Zukunft so flexibel wie möglich halten. Denn das richtige Shop-System kann immer nur das sein, welches zum Kunden passt.
F: Alles klar – vielen Dank für das Gespräch!
Henrik Grotjahn ist bei interface medien schwerpunktmäßig redaktionell tätig. Vom 140-Zeichen-Tweet bis zum 140-Seiten-Internetauftritt findet er für unsere Kunden die richtigen Worte. Hier bloggt er über spannende Entwicklungen im Online-Bereich.