Wirb oder Stirb: Wie AdBlocker die E-Commerce-Branche beeinflussen
Nach vergeblichen Aufklärungskampagnen und Klagewellen vieler Online-Medien scheinen sich AdBlocker vor allem in Deutschland zunehmend durchzusetzen: Durchschnittlich 28 Prozent aller deutschen Seitenaufrufe erfolgen mit aktivierten Werbefiltern. Das hat kürzlich sogar den Medien-Giganten Axel Springer zum Ausschluss von AdBlock-Nutzern von kostenfreien Inhalten auf bild.de veranlasst. Doch welche Folgen haben AdBlocker für Sie als Werbetreibende im Internet? Wie wird die E-Commerce-Branche beeinflusst? Geht es schlicht um Umsatzeinbußen oder ergeben sich aus dieser Entwicklung auch neue Chancen und Wege für die Online-Werbeindustrie?
AdBlocker: das Ringen um Online-Werbeplätze
Wer im Internet erfolgreich werben möchte, muss sich immer neuen Herausforderungen stellen: Sinkende Werbeeinnahmen sowie die zunehmende Anzahl an Kanälen und Geräten erfordern effektive Maßnahmen, um die eigenen Kunden auch in Zukunft zuverlässig und umfassend zu erreichen. Als wären diese – größtenteils technologischen – Hindernisse noch nicht genug, sorgt der momentane Hype um AdBlock-Software dafür, dass User immer weniger der hartumkämpften Werbung zu sehen bekommen.
Im internationalen Vergleich wird diese Möglichkeit besonders von deutschen Internetnutzern stark in Anspruch genommen. Vielen deutschen Medienkonzernen geht das zu weit: der Axel Springer Verlag, ZEIT online, das Handelsblatt, RTL und ProSiebenSat.1 haben bereits juristische Maßnahmen gegen AdBlocker ergriffen – bisher jedoch vergeblich. Deren Hauptargument ist die Finanzierung eines unabhängigen Online-Journalismus. Daneben geht es jedoch auch um die Zukunft der Online-Werbebranche.
Was genau bewirken AdBlocker eigentlich?
Werbeblocker, englisch AdBlocker, sorgen neben dem Schutz vor schädlicher Malware dafür, dass fast alle Werbeinhalte von Webseiten für den Nutzer unsichtbar bleiben. Das bedeutet: keine Banner, Popups oder Layer, aber auch keine Bilder, Videos, Texteinschübe, Social-Media-Buttons und Produktanzeigen. Darüber hinaus kann mit Hilfe dieser Werbefilter das Setzen von Cookies unterdrückt werden – einem Verfahren, welches Werbetreibenden erlaubt, das Verhalten von Internetnutzern nachzuvollziehen und somit eine Voraussetzung für das Ausspielen von zielgerichteter Werbung darstellt. AdBlock Plus ist mit 200 Millionen Nutzern weltweit Markführer unter den AdBlock-Browser-PlugIns. Die Besonderheit hierbei ist die Existenz von Whitelists, die es Unternehmen ermöglichen, sich in die Liste der für den Nutzer „akzeptablen“ und „als nicht nervend eingestuften“ Werbung einzukaufen.
Was bedeuten AdBlocker für die E-Commerce-Branche?
1. AdBlocker kosten Geld
AdBlocker bedeuten in erster Linie Einbußen für Webseiten, die sich durch Werbung finanzieren, aber auch für Shops, die über Werbung potenzielle Kunden auf ihre Webseiten locken. Das Herausfiltern der Werbung behindert die Funktion von Online-Werbeformen wie Display-Advertising, Retargeting oder Affiliate-Marketing. Diese Verfahren stellen beispielsweise durch das Ausspielen von Bannerwerbung wichtige Traffic- und Umsatzquellen für Shopbetreiber, aber auch für Werbetreibende dar.
Besonders ausgeprägt ist die Adblock-Nutzung bei jüngeren und technikaffinen Internetnutzern, weswegen gerade Seiten mit einem solchen Publikum betroffen sein dürften. Um als Webseitenbetreiber herauszufinden, wie viele Besucher mit aktiviertem AdBlocker surfen, hilft das Tool Pagefair. Hiermit können Sie leicht feststellen, ob Sie als Webseitenbetreiber ernsthaft darüber nachdenken sollten, Ihr Werbekonzept zu überdenken.
2. Werbung wird „angenehmer“?!
AdBlocker bedeuten vor allem eines: Veränderung. Und diese kann durchaus positiv sein: AdBlocker sind vor allem deshalb entstanden, weil aufdringliche und manipulative Werbemethoden eingesetzt werden. Sie sorgen nun dafür, dass die Werbe- und auch die E-Commerce-Branche zum Umdenken gezwungen werden und ihr Augenmerk vermehrt auf Qualität anstatt auf Penetration legen. Somit werden sich die Werbeformen verändern: Anstatt von blinkender Bannerwerbung wird man in Zukunft unauffälligere und zurückhaltende Werbung zu sehen bekommen, wie zum Beispiel in Advertorials, Sponsored Posts und Brandings. Ob das Verfahren von AdBlock Plus, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten gegen Bezahlung als „angenehme“ Werbung in der Whitelist zu erscheinen, der Qualität der Werbung zuträglich ist, bleibt jedoch zu bezweifeln.
3. Technologie gewinnt
Auf Dauer werden sich im Zuge dieser Veränderung vor allem die Werbeformen durchsetzen, die technisch besonders ausgefeilt sind. Es gibt sogar Befürchtungen, Werbeindustrie und AdBlocker könnten sich über kurz oder lang in einem technologischen Wettrüsten gegenseitig den Garaus machen. Beispielsweise ist es momentan noch so, dass vor allem Banner von Werbeblockern unterdrückt werden. Normale Affiliate-Links, die ebenfalls eine Werbeleistung darstellen, können hingegen nur sehr schwer erkannt und geblockt werden. Doch auch diese Methode könnte mit neuen Techniken von Werbeblockern erkannt werden. Die Folgen: Es müssen neue Konzepte für Werbetreibende (z.B. Shops) und Werber (Publisher) gefunden werden.
Fazit: Online-Werbung ist tot – es lebe die Online-Werbung
Die Online-Werbebranche steht mit der zunehmenden Verwendung von Werbeblockern vor einem Umbruch. Früher oder später müssen jetzt noch funktionierende Prinzipien überdacht werden. Das Thema AdBlocker führt der Online-Werbebranche sowie dem E-Commerce-Bereich vor Augen, dass die Ansprüche der Internetnutzer gestiegen sind. Manipulation und Penetration durch Werbung wird nicht mehr akzeptiert und auch für die Verletzung der Privatsphäre durch verstärktes Datensammeln fehlt das Verständnis. Am Ende werden sich, ähnlich wie bei allen Inhalten im WWW, jene Werbeformen und Inhalte durchsetzen, die dem Nutzer tatsächlich einen Mehrwert bieten und für ihn in jeglicher Form relevanter, ansprechender, informativer und unterhaltsamer sind.
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Jochen Meiring hat seinen M.A. in Kommunikationswissenschaft an der WWU Münster gemacht. Als Experte für Content Marketing setzt er sich immer wieder mit neuen Trends im Onlinemarketing auseinander. Seine Kreativität und Neugier kann er in den unterschiedlichsten Kundenprojekten und im Blog von interface medien ausleben.