Von Kolosseum, Fußballstadion und Facebook – eine Geschichte der Social Media
Zuckerberg der Erfinder der sozialen Medien?
Social Media verbindet heutzutage wohl jeder mit dem Namen Facebook und seinem Erfinder Mark Zuckerberg. Doch ist die Geschichte der Social Media tatsächlich so jung? Und sind alle Medien, die die direkte Kommunikation zwischen Sender und Empfänger nicht ermöglichen, automatisch un- oder sogar asozial? Die Antwort ist beide Male: Nein! Denn die Geschichte der Social Media im Sinne von sozialen Netzwerken über das Internet beginnt bereits deutlich früher und ist vielfältiger als ein weißes f auf blauem Grund. Aber eigentlich ist sie sogar schon genauso alt wie die Geschichte der Medien an sich.
Denn jedes Medium kann an sich sozial, oder eben auch unsozial sein. Twitter wird beispielsweise des Öfteren als Plattform für Kritik genutzt oder wird zum Schauplatz des öffentlich verbalen Schlagabtauschs. Und wenn man an die eigentliche Nutzungsidee von Facebook-Erfinder Zuckerberg zurückdenkt, kann man die Sozialität des Netzwerkes zumindest in Frage stellen. Damals diente es noch lediglich zur optischen Bewertung anderer Studenten anhand eines einfachen Bildes. Entscheidend für die Sozialität eines Mediums ist also einzig und allein wie wir es nutzen.
Doppelnatur der Medien
Denn der soziale Aspekt ist einem Medium im Grunde inhärent. Nach dem Kommunikationswissenschaftler Saxer hat jedes Medium ein kommunikationstechnisches Potential, charakterisiert sich aber erst durch das dazugehörige Sozialsystem. Der Begriff Medium geht demnach über die reine Medientechnologie hinaus und bezieht auch die Institutionalisierung dieser Technologie als Teil der Gesellschaft mit ein.
Es geht also auch um die Funktion der Medien in der Gesellschaft. Bezieht man nun noch Marshall McLuhans Verständnis von Medien mit ein, – „the medium is the message“ – kann eigentlich jeder Gegenstand ein Medium sein. Kleidung, Zahlen oder eben auch das Fußballstadion. In seiner Medientheorie ist nicht der Inhalt eines Mediums entscheidend, sondern die durch das Medium entstehende Wirkung auf den Einzelnen und die Gesellschaft.
Kolosseum, Fußballstadion und Facebook
In der Antike kämpften in den großen Amphitheatern wie dem Kolosseum noch Sklaven untereinander oder gegen wilde Tiere. Es war der zentrale Versammlungsort für Menschen aller Alters- und Einkommensklassen und diente ihnen zur Unterhaltung und erfüllte damit auch einen sozialen Aspekt in der Gesellschaft. Heutzutage bekämpfen sich zwei Fußballmannschaften auf dem Rasen und unterhalten die Massen auf den Tribünen der Stadien dieser Welt. Das gleiche Prinzip und das gleiche „Unterhaltungsmedium“ für eine breite Masse der Gesellschaft. Und auch bei Facebook versammeln sich die Menschen an einem zentralen, wenn auch virtuellen, Ort. Auch hier werden sie unterhalten, nur eben nicht mehr von Sklaven oder Fußballspielern sondern von ihren Facebook-Freunden.
Unterschiede in der Geschichte der Social Media
Gleichzeitig verdeutlicht dieses Bild aber auch den entscheidenden Unterschied in der Geschichte der Social Media nach heutigem Verständnis zu „sozialen Medien“ im Sinne von Saxer und MacLuhan. Denn bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken können die Nutzer eben nicht nur konsumieren, sondern auch selbst produzieren, während sie im Stadion nicht einfach selbst mitspielen können. Da aber auch bei Facebook noch ein großer Teil der Nutzer zu den hauptsächlich passiven Konsumenten zählt und sich lieber unterhalten lässt, erfüllen Kolosseum, Fußballstadion und Facebook immer noch eine ähnliche gesellschaftliche Funktion.
Soziale Medien sind also nicht nur im Internet zu finden, sondern zumindest theoretisch überall. Und wir allein entscheiden über ihre Sozialität!
Was bedeutet das für mein Unternehmen?
Soziale Netzwerke sind mittlerweile fest in unserer Gesellschaft verankert. Facebook als das Flaggschiff dieser Bewegung ist ein zentraler und öffentlicher Versammlungsort, den Menschen aufsuchen um sich zu informieren und unterhalten zu lassen. Unternehmen nehmen dabei – um bei der Analogie zu bleiben – eine ganz ähnliche Rolle wie die Sklaven oder Fußballspieler ein. Sie kämpfen gegeneinander um die Gunst und Aufmerksamkeit des Publikums. Dabei müssen sie sowohl die treuen Anhänger immer wieder aufs Neue überzeugen als auch neue Fans und damit Neukunden ansprechen. Und das erreicht ein Unternehmen nur mit guten Inhalten, überzeugenden Bildern und anregender Kommunikation. Oder kurz gesagt: mit guter Unterhaltung.
Also, Ring frei!
Jochen Meiring hat seinen M.A. in Kommunikationswissenschaft an der WWU Münster gemacht. Als Experte für Content Marketing setzt er sich immer wieder mit neuen Trends im Onlinemarketing auseinander. Seine Kreativität und Neugier kann er in den unterschiedlichsten Kundenprojekten und im Blog von interface medien ausleben.